Mit der Ende 2017 offiziell in Betrieb genommenen Produktionsstätte stellte die NETZSCH Gerätebau GmbH die Weichen für die Arbeitswelt 4.0 am Standort Selb. Das neue Arbeitsplatzkonzept führt nicht nur unterschiedliche Abteilungen zusammen, sondern setzt auch Maßstäbe hinsichtlich Effizienz und Qualität. Im Fokus der neuen Arbeitsplätze standen allerdings die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter.
Die NETZSCH-Gruppe zählt zu den mittelständischen „Hidden Champions“ in Deutschland, die weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit zu internationalen Marktführern in klar definierten Marktsegmenten aufgestiegen sind. Die Gruppe, 1873 gegründet, ist heute in den drei Geschäftsfeldern Analysieren & Prüfen, Mahlen & Dispergieren sowie Pumpen & Systeme aktiv. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 3400 Mitarbeiter in weltweit 210 Vertriebs- und Produktionszentren in 35 Ländern.
Zum Geschäftsbereich Analysieren & Prüfen zählt die NETZSCH Gerätebau GmbH. Das Unternehmen konzentriert sich seit über 50 Jahren auf Methoden und Produktentwicklungen für thermische Analyse und zur Messung thermophysikalischer Eigenschaften. Mit dem 6.500 m2 großen Neubau stellte das Unternehmen die Weichen auf weiteres Wachstum. Dafür wurden 10 Mio. Euro investiert. Entstanden ist eine Produktionsstätte, die interne Prozesse schlanker und effizienter macht, um optimal auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können.
Die digitale Transformation mit ihrer starken Individualisierung der Produkte unter den Bedingungen hochflexibler Produktion bietet neue Chancen für die Wirtschaft. Gleichzeitig weckt die vierte Revolution auch Unsicherheiten. Die neue Produktionsstätte ist eine Antwort auf Industrie 4.0, wie man in Selb betont, aber eine, bei der die Menschen entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Mittelpunkt stehen. „Digitalisierung der Produktion“, sagt NETZSCH Geschäftsbereichsleiter Dr. Thomas Denner, „heißt bei uns nicht Automatisierung. Vielmehr hebt sie den Mitarbeiter auf eine höhere Stufe.“

Die Arbeitswelt 4.0 zeigt sich nicht zuletzt an der Architektur und dem Arbeitsplatzkonzept. Von Anfang an wurde das Gebäude so konzipiert, dass Abteilungen näher zusammenrücken und die Prozesse stärker auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet werden. In der unteren Etage sind Flächen für die einzelnen Produktionsschritte intelligent verzahnt. Eine Besonderheit des Konzeptes ist es, dass es auch hier keine festen Arbeitsplätze mehr gibt, sondern bedarfsorientierte Montageinseln. Gearbeitet wird in Fast-Reinraumbedingungen. Auf geschlossene Abteilungen wird ganz verzichtet. „Die neue offene Infrastruktur setzt konsequent auf Transparenz, Kommunikation und die Zusammenarbeit von Abteilungen, um den Austausch schneller und besser und die Wege kürzer zu machen“, sagt Josef Reil von der R² Bürodesign GmbH, verantwortlich für die Büroraumgestaltung. „Das spiegelt sich nicht zuletzt an den Glaswänden der Büros wider, von denen man direkt in die Produktion blicken kann.“

Rund um das Atrium im Obergeschoss sind Büros für Forschung, Entwicklung, Beschaffung und Disposition sowie drei Konferenzräume angebracht, die bei Bedarf zu einem großen Raum zusammengelegt werden können. Ausgestattet wurden die Besprechungszimmer mit dem Drehstuhl OKAY.II sowie dem funktionalen BASIC.4 Tischsystem. Die offene Architektur des Neubaus setzt sich damit auch im Obergeschoss fort. Rund 400 laufende Meter der transparenten Wandsystem HORIZONTE H68 in Doppelverglasung mit elektrischen Jalousien sowie HORIZONTE H40 sorgen für eine leichte, elegante Optik und ermöglichen den direkten Blick in die Produktion. Alle 60 Arbeitsplätze wurden ergonomisch gestaltet und teilweise mit dem höhenverstellbaren Tischsystem TALOS.S sowie Bürostühlen der JET-Familie ausgestattet, die perfekte Ergonomie und prägnantes Design vereinen. Als Stauraum dienen Schränke der Acta Classic-Linie.

Zur eigentlich Attraktion avanciert die neue Social Area. Sie unterstreicht, dass auch in der Produktion „New Work“ angekommen ist. Das sieht man auch bei R² Bürodesign so. „Ein Highlight der neuen Produktionsstätte ist die wohnliche Social Area im Obergeschoss“, so Josef Reil, „die den rund 250 Mitarbeitern in der Produktion und Verwaltung als Kommunikations- und Pausenzone dient.“ Jeder Mitarbeiter kann seine Pausen jetzt flexibel einteilen und im Lounge Chair chillen und entspannen – ein Novum. Die neue Freiheit stellt allerdings die New Worker vor neue Herausforderungen. „Jeder Mitarbeiter“, sagt Dr. Thomas Denner, „wird in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen und eigenbestimmter arbeiten.“ Aber war es nicht genau das, was wir immer wollten, mehr Herr über uns selbst zu sein?
